Wie Ihr Alter sich auf die Schwangerschaft und Geburt auswirkt

By Unknown - juillet 11, 2017



Beim ersten Kind schon (weit) über 30 – das ist heute ganz normal. Immer mehr Frauen sind so genannte Spätgebärende. Trotzdem machen Sie sich vielleicht Gedanken, ob sich das Alter möglicherweise negativ auf die Schwangerschaft und die Geburt ihres Kindes auswirken könnte. Oder ob es mit dem Kinderkriegen überhaupt noch klappt.

Doch müssen Sie sich wirklich Sorgen machen? Nicht wirklich. Denn Reproduktionsmedizin, Schwangenschaftsvorsorge und Geburtsmedizin haben sich inzwischen auf das zunehmende Alter von Müttern eingestellt. Schließlich bringen Frauen heute im Durchschnitt ihre Kinder zehn Jahre später zur Welt als 1970. Damals galt bereits eine 30-Jährige als späte Erstgebärende, heute ist eine Frau das erst mit 35 bis 40 Jahren.
Warum kriegen Frauen immer später Kinder?

Die Lebensentwürfe junger Frauen haben sich geändert. Die Mutterschaft ist längst nicht mehr die einzige Möglichkeit, ein erfülltes Leben zu führen. Viele Frauen absolvieren erst einmal eine solide Ausbildung, um finanziell unabhängig zu sein. Auch die Suche nach dem geeigneten Partner ist ein häufig genannter Grund für eine späte Schwangerschaft. Bildung und Karriere wirken wie ein Verhütungsmittel – für Frauen und für Männer. Die Elternschaft wird auf einen späteren Lebensabschnitt aufgeschoben, bis die Rahmenbedingungen schließlich rundum passend erscheinen. Doch dann tickt bisweilen bereits die biologische Uhr.
Gibt es viele ältere Schwangere?

Das Alter, in dem Frauen Kinder bekommen, verschiebt sich seit Jahren kontinuierlich nach oben. Im Schnitt sind die Mütter in Deutschland bei der Geburt eines Kindes 30,5 Jahre alt. Das durchschnittliche Alter bei der Geburt des ersten Kindes liegt bei 28,9 Jahren (Statistisches Bundesamt 2010). Besonders in der Altersgruppe ab 40 beobachten die Statistiker einen sprunghaften Anstieg. 1991 hatten laut Geburtenstatistik des Statistischen Bundesamts nur 0,8 Prozent der erstgeborenen Kinder eine Mutter von 40 Jahren und älter, im Jahr 2000 waren es 1,8 Prozent und 2003 bereits 3,9 Prozent. Jedes vierte Kind hat eine Mutter über 35 (Gender Datenreport 2004)
Muss ich damit rechnen, länger auf mein Wunschkind warten zu müssen?

Weil viele Frauen das Kinderkriegen verschieben, bis sie ihre beruflichen Ziele erreicht haben, steigt die Zahl der Paare, die länger auf ein Kind warten müssen. Denn ab dem 30. Lebensjahr nimmt die Fruchtbarkeit allmählich ab. Bei einer 40-Jährigen liegt die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, deutlich niedriger als bei einer Frau zwischen 20 und 25 Jahren. Hinzu kommt, dass die Zahl der Fehlgeburten in höherem Alter steigt. Bei Männern nimmt die Fruchtbarkeit ab dem 40. Lebensjahr langsam ab. Immer mehr Paare dieser Altersgruppe unterziehen sich einer Kinderwunsch-Behandlung (Strauß/Beyer et al. 2004).
Wie wirkt sich mein Alter auf die Schwangerschaft und Geburt aus?

In der Vergangenheit war eine ältere Mutter oft gleichbedeutend mit einer Frau, die schon eine große Familie hatte und ihr fünftes, sechstes oder gar siebtes Kind erwartete. Die vielen Geburten führten bei diesen Frauen oft zu Komplikationen. Heutzutage bezeichnet man im Allgemeinen eine Frau als ältere Mutter, wenn diese beschlossen hat, später eine Familie zu gründen. Sie ist dann allgemein fit und gut ernährt.
Ältere Schwangere entwickeln aber leider auch vermehrt medizinische Funktionsstörungen wie Diabetes, Beschwerden des Nervensystems oder Fibrome, die sich auf den Schwangerschaftsverlauf und die Geburt auswirken können. Die Neuerkrankung an bereits durchgestandenen Krankheitsbildern steigt von 5,5 Prozent in der Gruppe der unter 29-Jährigen auf 11,8 Prozent bei den über 35-Jährigen.
Studien über die Auswirkungen des Alters auf die Geburt eines Kindes berichten auch von einem Anstieg in der Häufigkeit der Schwangerschaftskomplikationen wie hohem Blutdruck, schwangerschaftsbedingter Diabetes, Blutungen im letzten Drittel der Schwangerschaft, einer tief liegenden Plazenta und Frühgeburten. Das Auftreten von Schwangerschaftskomplikationen steigt von 10,43 Prozent bei Frauen im Alter von 20 - 29 Jahren auf 19,29 Prozent bei Frauen im Alter von 35 - 39 Jahren.
Habe ich öfter Vorsorgeuntersuchungen als jüngere Mütter?

Für ältere Schwangere, egal ob es sich um das erste, zweite oder auch vierte oder fünfte Baby handelt, ist die Schwangerschaftsvorsorge besonders wichtig. Dabei sind zusätzliche Untersuchungen und mehr Termine vorgesehen. Das gilt auch für ausgesprochen gesunde, fitte über 35-Jährige. Viele Frauen in diesem Alter unterziehen sich einer Amniozentese. Ärzte und Hebammen lassen bei „späten“ Müttern besondere Vorsicht walten, was gut ist für Ihre Gesundheit und das Wohlergehen Ihres Babys. Sie können aber selbst entscheiden, welche Leistungen Sie für sich annehmen wollen.
Was sind die Vorteile einer späteren Mutterschaft?

Ältere Mütter haben viele Pluspunkte auf ihrer Seite – in körperlicher und seelischer Hinsicht. Frauen um die 30 oder 40 haben zumeist einen gesünderen Lebensstil als ganz junge Frauen. Sie verstehen die Bedürfnisse ihres Körpers besser und achten mehr auf genügend Bewegung und ausgewogene Ernährung. Studien haben bewiesen, dass reifere Frauen eine positivere Einstellung zu ihrem Körper haben und deshalb viel gelassener auf die Umstellung ihres Körpers in der Schwangerschaft reagieren. In diesem Alter weiß eine Frau auch genauer, was sie will, und ist finanziell besser gestellt.
Welche Auswirkungen hat mein Alter auf die Geburt?

Das Alter der Mutter ist statistisch betrachtet mit vermehrten Eingriffen verbunden: Bei Frauen ab 35 wird die Geburt häufiger eingeleitet, eine Epiduralanästhesie vorgenommen oder eine Entbindung per Geburtszange oder Saugglocke vorgenommen . Viele Studien belegen, dass auch die Zahl der Kaiserschnitte mit dem Alter der Mutter zunimmt.
Sind Zangen- oder Saugglockengeburten und Kaiserschnitte immer notwendig?

Die Notwendigkeit für derartige Eingriffe ergibt sich durch in höherem Alter vermehrt auftretende Komlikationen, die das Baby gefährden könnten. Es stellt sich dennoch die Frage, ob sie tatsächlich immer notwendig sind oder ob Ärzte ältere Schwangere pauschal als Risikoschwangere einschätzen und aus Sicherheitserwägungen bisweilen unnötige Eingriffe vornehmen. Dabei ist zu bedenken, dass jede Unterbrechung des natürlichen Geburtsverlaufs weitere Eingriffe nötig macht. Das heißt für Sie als Spätgebärende: Wenn Sie dem natürlichen Geburtsablauf eine Chance geben wollen, seien Sie gut informiert und lassen Sie sich jeden Eingriff, den man Ihnen vorschlägt, gut erklären.
Gibt es noch weitere Risiken bei der Geburt und was kann ich tun, um vorzubeugen?

Es gibt ein geringes, aber ernstzunehmendes Risiko für Kinder älterer Mütter: Unerklärlicherweise sterben bei der Altersgruppe von Müttern über 35 Jahren mehr Kinder ungeboren am Ende der Schwangerschaft: Bei ihnen ist das Verhältnis 1 zu 440, gegenüber 1 zu 1000 bei jüngeren Frauen. Aus diesem Grund sind Geburtshelfer in den letzten Wochen der Schwangerschaft bei älteren Müttern aufmerksamer.
Ein viel häufigerer Stressfaktoren aber für ältere Mütter ist, dass Ärzte und Hebammen bei ihnen generell von Komplikationen ausgehen. Das schürt Ängste und Sorgen, die den Hormonhaushalt durcheinanderbringen können. Ältere Frauen, die eine normal verlaufende Geburt hatten, berichteten, wie überrascht ihre Hebammen waren, dass keine Probleme auftraten.
Welche Vorteile hat es unter der Geburt, eine ältere Mutter zu sein?

Trotz aller tatsächlichen, festgestellten und angenommenen Risiken stimmen alle Studien darin überein, dass es den Babys ebenso gut geht wie denen jüngerer Mütter. Das kann man den Apgar-Werten entnehmen, die den Gesundheitszustand des Neugeborenen belegen, aber auch den späteren Vorsorgeuntersuchungen. Und man darf auch nicht vergessen, dass Komplikationen bei der Geburt insgesamt eher selten auftreten, egal wie alt die Mutter ist.
Aus psychologischer Sicht haben ältere Mütter einen weiteren Vorteil. Eine Studie besagt, dass sie sich weniger vor Hilflosigkeit und Kontrollverlust fürchten als jüngere Mütter. Außerdem erlangt man mit den Jahren ein größeres Selbstbewusstsein und Durchhaltevermögen.
Welche Auswirkungen hat mein höheres Alter auf mein Baby?

Es ist schon länger bekannt, dass ältere Frauen ein höheres Risiko tragen, ein Baby mit Down Syndrom zu gebären. Die Wahrscheinlichkeit steht 1 zu 400 bei Frauen im Alter von 35 Jahren und steigt auf bis zu 1 zu 109 bei Frauen im Alter von 40 Jahren. Für eine Frau im Alter von 45 Jahren steht das Risiko bei 1 zu 32 (verglichen mit 1 zu 1.500 im Alter von 25 Jahren) . Es gibt weitere, viel seltenere Chromosomanomalien wie das Patau S Syndrom und das Edwards Syndrom, deren Wahrscheinlichkeit ebenfalls mit dem Alter steigt. Mit bestimmten Tests kann man dieses Risiko genauer bestimmen. Die Amniozentese ist dabei das zuverlässigste Diagnoseverfahren. Wenn diese Untersuchung gesundheitliche Probleme beim Baby zeigt, wird das eine Frau entweder zum Schwangerschaftsabbruch bewegen oder sie auf spezielle Bedürfnisse ihres Kindes vorbereiten. Keine Frau muss sich diesen Tests unterziehen, wenn sie diese Informationen nicht haben möchte.

Trotz des erhöhten Risikos von älteren Müttern sollte man nicht aus den Augen verlieren, dass die meisten Babys gesund zur Welt kommen. Abgesehen von dem Problem mit genetischen Defekten legen alle Zahlen nahe, dass Kinder von älteren Mütter nicht häufiger unter Geburtsschäden leiden als die Kinder jüngerer Mütter.

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